Am Dienstag 5.7.2011 sah die Prognose wiederum gut aus für einen langen Flug.
Also bat ich meinen Chef mir doch bitte am Nachmittag frei zu geben, was er auch tat.
Am Zugi angekommen, war ich zuerst etwas erstaunt ganz alleine zu sein.
Da aber der Windsack munter in den Ablösungen tanzte machte ich mich rasch parat.
Über mir soarte ein Milan und pfiff hinunter, schwierig zu sagen ob er sich freute oder genervt war, jedenfalls pfiff ich mal freundlich zurück.
Kurz nach dem Start überlegte ich, ob ich nicht besser wieder zurück ins Büro soll.
Es stieg unglaublich harzig, ich hatte schon fast den Drehwurm als ich nach 10min endlich mal knapp 200m höher als der Startplatz war und die Thermik auch schon fertig...wie soll ich so zum Rossberg kommen ??
Langsam mogelte ich mich vorwärts, und der Walchwilerpump katapultierte mich dann endlich in die Höhe.
Leider funktionierte die Rossberg NW Flanke nicht recht und so querte ich in die SO Leeseite...
da ging die Post dann ordentlich ab und ich erreichte nach 1,1/4 h endlich mal die lang ersehnte und kühle Basis.
Die Querung ins Alpthal war für einmal nicht sehr aufregend, und vor dem Hummel konnte ich
einen schönen Schlauch ausdrehen. Offenbar war es aber in der Grundschicht sehr stabil, denn ich sah zweimal Schirme in der Thermik drehen, aber sie standen offenbar an einer Inversion an.
Dadurch gewarnt liess ich mir genug Zeit um bis ganz an die Basis zu drehen, denn ich fürchtete mich vor der anstehenden Sihlseequerung. Wenn es hier schon so harzig ging, würde es vor der Linthebene wohl kaum besser. Also war Vorsicht angebracht!
Tatsächlich konnte ich beim Ober Planggen kaum Höhe machen und war sehr unschlüssig ob ich umdrehen oder weiter fliegen sollte. Umdrehen war wegen des Gegenwindes keine lukrative Option, weiterfliegen mit der geringen Höhe heikel, da ich den Segelflugplatz Schänis queren musste und das bekanntlich 600m über Grund um den Flugbetrieb nicht zu stören.
Am Speer dann das gewohnte aufsoaren in starken Bedingungen und weiter Richtung Toggenburg.
Die guten Wolken an der Hochalp konnte ich nicht erreichen und musste mich vor dem Stockberg in Geduld üben bis auf Gipfelhöhe der Schlauch abging.
Danach flog ich weiter an die gewaltige Säntis NW flanke. Wo es aber nicht so easy soarte wie gewohnt, sondern es stieg deutlich vor der Wand.
Als ich vor dem Säntis Basis gemacht hatte flog ich raus ins vorgelagerte hügelige Appenzellerland.
Alles war blau und ich befürchtete vom Seewind gefressen zu werden, aber mit viel Glück flog ich immer wieder in steigende Luft rein und sukzessive näherte ich mich St.Gallen.
Richtung Teufen kummulierte es ganz schwach und ich versuchte mein Glück dort,
um die nötige Höhe für den Endanflug zu tanken, oder Notfalls in der Nähe eines Bahnhofs zu sein.
( Merke: Im Appenzellerland sind die Wege immer weit)
Zuerst stieg es nur zaghaft und wurde dann immer besser. Als ich beim drehen mal nach oben schaute, hatte sich aus dem Wolkenfetzchen eine veritable Wolke gebildet und die Steigwerte waren entsprechend.
Ich konnte es kaum glauben als ich auf dem Vario 2400m ablas, und ich war noch weit von der Basis weg!
Also drehte ich einfach weiter, St.Gallen war nun kein Ziel mehr, da hätte ich ja abspiralen müssen...
An fast der gleichen Stelle stieg es auch bei meinem fast 100er, und damals war ich schon unschlüssig ob ich nach Östreich queren soll...
Da ich diesmal noch höher stieg als an besagtem Tag, musste ich nicht lange überlegen,
mein Vario zeigte mir bereits, das es für die Querung des Rheintals reichen würde.
Aber da war ja auch noch mein Wunsch mal am Bodensee zu landen...so flog ich mit 2660m.ü.M ab Richtung Osten.
Das waren 1770 m über Grund, ich kann mich nicht erinnern jemals so hoch geflogen zu sein.
Mein Flugcomputer zeigte mir auch die umgebenden Lufträume und so konnte ich meinen Flugweg entlang der CTR Altenrhein legen und es reichte mir tatsächlich an den Bodensee zu fliegen.
Gerne wäre ich am Ufer gelandet und hätte meine Füsse ins Wasser gesteckt, leider war dies
wegen einer Naturschutzzone nicht möglich und der Rest vom Ufer ist mit Infrastruktur zugepflastert.
So blieb mir nur eine Schleife übers Wasser des Hafenbeckens von Fussach bevor ich etwas hinter dem Ufer auf einer Wiese landete...in Östreich !! (wie ich rasch an den Autonummern erkannte)
Zum Glück hatte ich noch meine Streckenflug-Notgroschen-Euro dabei!
Nun habe ich mir meine zwei Träume erfüllt, mal vom Zugi an den Bodensee und ins Ausland geflogen zu sein.
Schaut man sich die Statistiken auf XC-Globe an, kann man sehen, dass der Zugerberg immer beliebter wird zum Streckenfliegen :
Gute Flüge und happy landing
Stefan Land
PS: Übrigens, trotz Landung in Östreich war ich schon um 22:00 wieder bei meinem Auto auf dem Zugerberg!
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